) T E S T
MC-TONABNEHMER
M C Q u i n t e t B l a c k (um 800 Euro)
9
D
ie Top-Abtaster der Ortofon-Linien heißen „Black". Das
Spitzen-Quintet unterstreicht seinen Anspruch mit einem
extrem leichten wie harten Bor-Nadelträger, auf dem ein nach
der Shibata-Form geschliffener Stein sitzt, der bei geringsten
Verzerrungen ein Maximum an Information aus der Rille holen
soll. Diese wird in „Aucurum" induziert - Drähtchen aus ver-
'
goldetem, monokristallinem Kupfer höchster Reinheit. Die Spulen
haben im Interesse geringer Masse nur wenige Wicklungen, was die Lebendigkeit fördert,
aber auch die Ausgangsspannung gegenüber dem Bronze um rund drei Dezibel reduziert.
Den Aufwand und die Investition zahlt das Black mit radikaler Offenheit und Akkuratesse
zurück. Wie das große Cadenza Black ist es ein Meister präziser Geradlinigkeit. Da ist jeder
Ton am Platz, jedes Instrument, jede Stimme exakt umrissen. Tatsächlich präsentiert Ortofons
bestes Quintet winzige Nebengeräusche wie auf dem Silbertablett und sorgt so besonders bei
Live-Aufnahmen für authentische Atmosphäre. Der kernig-kantige Bass gibt den Puls für den
aufgefächerten Obertonbereich vor. Auch mit seiner ansatzlosen Dynamik und Festigkeit der
homogenen Mitten sowie seiner ungehemmten Spielfreude und Dreidimensionalität schielt
das Quintet Black bereits zum 1050 Euro teuren Cadenza Red 'rüber, Einstiegsmodell von Orto-
fons nächstgrößerer Klasse,
das Musik, wenn schon
nicht rasanter, so
doch
abgeklärter
und reifer darstellt.
Es spielt halt eine
Liga höher.
S T E R E O )-
TEST
KLANG-NIVEAU
81%
PREIS/LEISTUNG
★
★
★
★
★
ÜBERRAGEND
in kritischen Passagen sauber und tönen
zudem ausgewogen. Wer mit Fingerspit-
zengefühl am Gegengewicht dreht, findet
die gerade von den größeren Quintets
dankbar quittierte perfekte Balance zwi-
schen Gelöstheit und Farbigkeit.
Dank der rechten Winkel und gera-
den Kanten ihrer Gehäuse gerät die Aus-
Das Vivo Blue
(o.) wird von den
Quintets abgelöst.
Das Cadenza Red
(I.) eröffnet Orto-
fons Farbreigen
eine Klasse höher
Dass alle vier Quintets die Höhen
geringfügig absenken, fällt
nur bei der Messung auf. Gute
Kanalgleichheit, insbesondere
beim Black
Zwei Satz Schräubchen samt Mini-Dreher,
Headshell-Kabel, ein Bürstchen, eine
schlichte Tonarmwaage und eine Anleitung
gehören zum Lieferumfang
Das Black liegt in der Ausgangsspan-
nung etwas niedriger, weil seine Spül-
chen mit weniger Windungen bewickelt
sind, wodurch sich die bewegte Masse
reduziert, was die Impulsivität wie auch
die Feinauflösung fördern soll.
Diese Auslegung ist nicht untypisch für
Top-MCs. Wir haben das Quintet Red bis
Bronze an Brinkmanns ultimativer Pho-
no-Vorstufe Edison um 60 Dezibel ver-
stärkt, das Black dagegen um 64
dB, um eine ähnliche Lautstärke
zu erzielen. Alle Tonabnehmer
liefen auf Transrotor-Laufwer-
ken sowohl am von Jelco zugelie-
ferten Arm S-800 wie an einem
SME SeriesV, der die Ergebnisse bestä-
tigte. Für zusätzliche, preisklassengerechte
Verstärkung sorgte Pro-Jects Phono-Box
RS (um 850 Euro), die ebenfalls vielfältige
Experimente hinsichtlich des Abschluss-
widerstands erlaubt.
In der Praxis erwiesen sich die Orto-
fons als ebenso umgänglich wie nach ihrer
Papierform. Bei den angeratenen 23 Mil-
linewton Auflagedruck bleiben sie selbst
richtung der inklusive eines sicher vor
Beschädigung schützenden Nadelschut-
zes gelieferten MCs zum Kinderspiel. Das
macht die bunte Truppe im Lego-Look
erst recht zum sicheren Tipp für analoge
Ein- wie Aufsteiger.
Matthias Böde
Typ: Low-Output-MCs, Garantie: 2 Jahre
Kontakt: ATR-Audio Trade
Tel.: 0208/882660, www.audiotra.de
FAZIT
M atthias Böde
STEREO-Redakteur
D
ie bunten Quintet-MCs sind das neue
Rückgrat des Ortofon-Angebots. Und
es sollte für jeden Hörer die passende
„Farbe" dabei sein: vom Einstiegsknüller
Red über das Blue als praktisch perfektem
Aufsteiger-System bis hin zum euphonisch
orientierten Schöngeist Bronze für den
audiophilen Gourmet und natürlich dem
betont geradlinigen, in jeglicher Hinsicht auf
den Punkt gezogenen Black. Ortofon beach-
tete auch die Programmpolitik: Den großen
Cadenzas machen die Quintet-Quader keine
Konkurrenz. Erstere schließen sich preislich
wie qualitativ nahtlos nach oben an.
76 STEREO 6/2014